So ein Semester im Ausland ist schon was tolles (hoffe ich zumindest), also will ich euch allen zeigen, wie toll es wirklich ist und was die letzten Tage vor der Abreise noch so mit sich bringen!

10 Januar 2007

Road Trip - Kiruna, Abisko & Narvik

Wie schnell die Zeit doch vergeht: Gerade erst haben wir unseren Urlaub in Lappland geplant gehabt und jetzt ist er auch schon wieder zu Ende. Vor wenigen Stunden bin ich von dem Trip wiedergekommen, der vor etwas mehr als einer Woche angefangen hatte.

Kiruna

Nach einer 17 stündigen Zugfahrt von Uppsala nach Kiruna ohne Schlaf sind wir am 03.01 gegen 10 Uhr morgens in Kiruna angekommen. Die Polartaufe, nach Überquerung des Polarkreises, ist allerdings ausgefallen. Was uns alle sehr überrascht hat war, dass die Polarnacht gar nicht so schlimm ist, wie befürchtet (man wird genug auf den Bildern erkennen können): Es ist tagsüber (also von 10-14 Uhr) dämmrig hell und nicht, wie befürchtet, stockdunkel! Nachdem wir unsere Jugendherberge noch nicht beziehen konnten, sind manche von uns Lebensmittel einkaufen gewesen, andere wiederum in der Touri Info oder in der Kirche, der einzigen Sehenswürdigkeit der Stadt. Wir waren uns auch alle schnell einig, dass der Schnee der Stadt gut tut, denn ohne wäre sie doch eher unglaublich hässlich. Es ist halt nur eine Industriestadt. Nachdem wir dann auch endlich unsere Zimmer beziehen konnten (wobei: es war nur ein Zimmer und der Konferenzraum, der uns zur Verfügung gestellt wurde, da uns sonst die Jugendherberge 8 reservieret Betten hätte canceln müssen, da sie einen Wasserschaden hatten!), ging es auf zum ersten Highlight der Reise: Ins Icehotel nach Jukkasjärvi! Auch wenn man es sich vielleich anders vorgestellt hat: Es ist trotz allem unglaublich beeindruckend und bei -5°C im Inneren gar nicht mal so kalt. Neben der Rezeption, der Eingangshalle und der Absolut Ice Bar findet man ca. 40 Suiten, die individuell von verschiedenen Künstlern gestaltet worden sind und auch noch mal ebensoviele gewöhnliche Zimmer, die aber vergleichsweise langweilig sind. Außerdem findet man noch eine Kirche, in der pro Saison etwa 150 Paare heiraten und die Einheimischen ihre Kinder taufen lassen! Die folgenden Bilder können natürlich nur einen kleinen Eindruck geben: Es sah echt genauso aus, nur schöner!
Hundeschlittentour

Nachdem wir am ersten Tag das Icehotel gesehen hatten, ging es am 2. Tag mit dem nächsten Highlight weiter: Die zweitägige Hundeschlittentour! Nach einem etwas trägen Start (wir mussten mit Thermohosen und Thermostiefeln ausgerüstet und die Schlitten mussten vorbereitet werden!) und der Erkenntnis, dass die Temparatur außerhalb Kirunas rapide abnimmt (wir hatten etwa -30°C!!! Allerdings hat unser Führer versucht, uns auf seine ganz eigene Art aufzumuntern: You can be lucky that it is snowing, otherwise it would be colder! [Noch kälter als -30°C!? Nein Danke!]) konnte es endlich los gehen. Ich glaube, dass man durch die Bilder einen ungefähren Eindruck davon bekommen kann, wie kalt es tatsächlich war. Leider war unsere Gruppe so groß, dass wir uns mit dem Schlittenfahren dauernd abwechseln mussten und der Rest immer auf einem Schneescooter mit Schlittenanhänger fahren musste. Nach der etwa 10km langen Fahrt war mir schlagartig klar, woher der Begiff Eiswüste stammen muss... Die Landschaft war allerdings trotz Schneegestöber unglaublich beeindrucken, so wie eigentlich überall, wo wir waren! Nach dem Ende der Tour trennte uns nur noch ein Fluss von unserem Schlafplatz, der leider wegen des zu milden Winters noch nicht zugefroren war. Man hatte noch nicht oft genug -30°C gehabt! Also mussten wir mit einem Schlauchboot rüberpaddeln. Dumm nur, wenn das Schlauchboot am Boden festgefroren ist! Während wir halb erfroren waren, schaffte unser Führer es, das Boot mit Hilfe seines Schneescooters im Rahmen einer halbstündigen Rettungsaktion zu befreien! Im Camp angekommen konnten wir uns dann bei mollig warmen -9°C in der Grillhütte aufwärmen, wo wir dann auch die nächsten 2 Stunden mit der Zubereitung unseres Mittagessens am Feuer verbrachten! Nachdem wir später dann noch unsere Lappen-(oder Samen-?)Hütte bezogen, Holz zum Heizen gehackt und leckeres Rehntier gegessen hatten, konnten wir uns in der von uns selbst beheizten Holzofensauna richtig aufwärmen (und dann bei etwa 100°C weniger im Schnee abkühlen!!!)
Der nächste Vormittag galt dem Schlittenfahren, dem Skilanglauf (Ja, ich und Skier, das ist kein Widerspruch in sich!) und einem schönen Schneespaziergang, bei dem wir einen Sonnenuntergang ohne Sonne sehen konnten. Klingt komisch, is aber so! ;-) Apropos Sonne: Die hab ich heute zum ersten Mal seit einer Woche wiedergesehen und ich kann euch sagen: Es tut verdammt gut, die zu sehen! Die Rückfahrt fand dann unter Sternenklarem Himmel bei Vollmond statt, wodurch die Schneelandschaft mehr oder weniger hell beleuchtet war. Zum krönenden Abschluss gabs dann noch unser aller erstes und leider auch letztes Polarlicht für diesen Urlaub! Zurück in der Jugendherberge in Kiruna waren wir alle unglaublich froh über eine Dusche und eine Waschmaschine, da wir doch nach einer Nacht in einer quasi RäucherHütte auch entsprechend schlimm gerochen hatten.

Abisko

Nachdem unsere Tage in Kiruna gezählt waren, ging es noch weiter in den Norden und noch weiter in Richtung norwegische Grenze: nach Abisko. Genauer gesagt fand unser nächster Programmpunkt in Björkliden statt, ganz in der Nähe von Abisko (wo dann aber unsere Jugendherberge war). Es ging in eines der größten Höhlensysteme ganz Skandinaviens, in keinster Weise touristisch erschlossen und somit eher ein gewisses Abenteuer. Am Bahnhof in Björkliden wurden wir dann von unserem Führer Frederik (oder so ähnlich) abgeholt, der uns dann gleich auch sagte, dass wir unser ganzes Gepäck (Antje, Martin, Kerstin und ich blieben schon in der kommenden Nacht in der JH in Abisko, der Rest fuhr zurück nach Kiruna, von wo aus am nächsten Tag aber wieder 5 der 9 zu uns kamen, die restlichen 4 machten sich vorlesungsbedingt leider schon früher auf den Heimweg) im Warteraum des Bahnhofs lassen könnten, da sowieso niemand vorbeikommen würde. Recht hatte er. Wir waren auch gut damit beraten, keine Skihose für den folgenden Aufstieg zur Höhle anzuziehen, da es ziemlich steil war und wir auf unserem Weg trotz der tiefen Minusgrade auch so ganz schön ins Schwitzen kamen. Immerhin liefen wir eine Skipiste bergauf, die aber erst zum Saisonstart im Februar befahren wird (vorher ist es noch zu dunkel!). Nach einem etwa halbstündigen Marsch steil bergauf, mit kurzen Pausen um die herrliche Landschaft genießen und sie gleichzeitig auch fotogradisch festhalten zu können, waren wir an einem kleinen Hänger angekommen, in dem schon Overalls und Schutzhelme auf uns warteten. Unsere Jacken blieben in dem Anhänger, da es in der Höhle +6°C waren und die Jacken nach der Tour wohl nur noch als Lumpen hätten dienen können, was wir vorher alerdings noch nicht wussten.Als Frederik meinte, dass der Einstieg in die Höhle der schwierigste Teil sei, war ich ziemlich erleichtert, denn das ganze Geklettere war schon recht anstrengend. Ich hatte mich aber zu früh gefreut: Das schlimmste war noch längst nicht überstanden! Es wurde noch enger, noch schmaler, noch kleiner, noch höher... Unter dem größten Höhlensystems Skandinaviens hätte ich mir eigentlich große Räume vorgestellt und nicht nur lange, schmale Gänge! Wir sind auf allen vieren oder auf dem Bauch oder Rücken liegend durch schmale Gänge gekrochen, sind um Tümpel herumgeklettert, sind Abhänge ruckwärts hinunter und wieder hinaufgeklettert und haben uns an schmalen Vorsprüngen herumgetastet! Wer mich kennt, der weiß, dass ich nicht unbedingt sportlich bin und sich mich dann beim Klettern in einer solchen Höhle vorzustellen, fällt selbst mir nicht unbedingt leicht. Erschwerend kommt ja dann auch noch hinzu, dass ich mit einer Größe von 1,94m nicht unbedingt geeignet für kleine, schmale Höhlen bin, zumal da selbst der ein oder andere Mitreisende, der nur 1,60m ist, die Höhle als zu eng und zu klein empfunden hat!!! Es war auf jeden Fall ein einmaliges Erlebnis, von dem ich noch lange erzählen kann, was ich aber nicht mehr unbedingt wiederholen muss!
Unser Abstieg zum Bahnhof ging dank Schlitten viel schneller und war um ein vielfaches lustiger als der vormittägliche Aufstieg!
Als wir vier den Zug in Abisko dann verließen, hieß es Abschied nehmen von den vieren, die wir am nächsten Tag nicht wiedersehen würden. Und in Abisko angekommen mussten wir zuerst mal unseren Zimmerschlüssel suchen, da die Jugendherberge geschlossen war. Nachdem wir fast jede Tür ausprobiert hatten, hatten wir auch den offenen Eingang zu unserer Jugendherberge gefunden, es war aber, wie angekündigt, niemand da. Martin und ich machten uns auf die Suche nach dem Zimmerschlüssel, den wir dann nach kurzer Suche in einem Briefkasten vor der JH fanden. So konnten wir dann unsere Nacht alleine in der JH genießen (na gut, 2 Asiaten waren auch noch da, aber da die überall sind, zählen die nicht!).
Am nächsten Tag wollten wir unsere fantastische Aussicht genießen, wobei uns das Wetter allerdings einen Strich durch die Rechnung machte: Es war total diesig, selbst unseren Hausberg konnten wir nicht sehen! Was also tun: Wir machten das beste draus und gingen spazieren. Es sollte eigentlich ein Tag ohne Grenzerfahrungen werden, aber nachdem wir uns den wunderschönen Abisko Canyon angesehen hatten, wollten wir noch ein wenig den Kungsleden, Schwedens bekanntesten Wanderweg, entlang gehen, wobei wir herausgefunden haben, wie lange man durch Tiefschnee spazieren kann, bis man ihn zur Hölle wünscht. Unsere Antwort darauf: 5,4km!!!
Später kamen die restlichen 5 auch dazu und wir hatten einen schönen Abend und einen noch schöneren nächsten Morgen in Abisko.

Narvik

Nach dem tollen Morgen in Abisko gings dann weiter mit dem Zug nach Narvik in Norwegen. Der Reiseführer hatte die Strecke als eine der schönsten Zugstrecken der Welt angepriesen und er hatte Recht damit! Ich hab zwar noch nicht einmal einen Bruchteil der Zugstrecken dieser Welt gesehen, aber die können nur schwer eine schönere Landschaft bieten - sehr schwer: Also hat der Reiseführere Recht! Die Strecke war einfach atemberaubend. Eine tolle Berglandschaft, eine Fahrt an einer steilen Felswand entlang, 300m über einem Fjord usw. Echt toll. In Narvik angekommen hieß es, die Jugendherberge zu finden und norwegische Kronen zu besorgen. Danach gings in die örtliche Touri Info, wo wir rausfinden wollten, was wir an dem Tag noch machen könnten und wie wir am nächsten Tag zum Tysfjord gelangen könnten, wo man die Möglichkeit hat, Orcas zu sehen. Da der Schnee die einzig wirkliche Sehenswürdigkeit des Ortes, 5000 Jahre alte Felszeichnungen, zugeschneit waren und uns der bewölkte Himmel einen Strich durch unsere Polarlicht-Rechnung machte, gab es an dem Tag nix zu tun, außer einzukaufen, zu kochen und früh ins Bett zu gehen, da wir am nächsten Tag um 5:30 Uhr aufstehen mussten, um den Bus zum Tysfjord zu bekommen. Jetzt weiß ich auch, warum immer alle so sehr von den Fjorden Norwegens schwärmen: Sie sind einfach toll. Steile Felswände, klares Wasser, schneebedeckte Hänge... Aber leider keine Orcas und keine Menschen. Sowohl an der An- als auch an der Ablegestelle der Fähre sollten Orte sein aber das, was man in Norwegen scheinbar Ort nennt, sind nur Ansammlungen von einer Hand voll Häuser.Nachdem wir nun ja von Kiruna weitergefahren waren, hatten wir nun eine 3 Stunden längere Heimfahrt vor uns: 20 Stunden Zugfahrt und das, nachdem ich mit voller Wucht auf Glatteis auf meinen Steiß gefallen bin... :-( Aber es war toll, am nächsten Morgen nach über einer Woche endlich wieder Sonne zu sehen!